02.08.2023
Gesundheitssysteme müssen sich auf neue Alzheimer-Behandlungen vorbereiten
In den nächsten Monaten und Jahren werden immer mehr lebensverlängernde Medikamente auf den Markt kommen, aber sie werden nicht zu den Patienten gelangen, die sie brauchen, ohne dass sich etwas ändert.
Die Gesundheitssysteme benötigen flächendeckende Screening-Möglichkeiten, damit Therapien und medikamentöse Behandlungen im Frühstadium die kognitive Gesundheit von Millionen von Menschen verbessern.
Die neuen, von der FDA bereits zugelassenen Medikamente (Zulassung in Europa in Prüfung), die auf den Markt kommen, sind nicht nur ein Durchbruch für die jeweiligen Pharmafirmen. Sie sind in erster Linie ein Durchbruch für Millionen von Menschen weltweit, die ein Risiko haben, an Alzheimer zu erkranken oder die sich bereits in einem Frühstadium der Krankheit befinden. Schätzungen zufolge leidet jeder zehnte Amerikaner im Alter von 65+ an einer Form von Demenz. Lediglich 40% der Erkrankungen sind offiziell diagnostiziert. Und die Zahl der Betroffenen steigt kontinuierlich weiter an.
Fehlende vielversprechende Medikamente sowie fehlende Möglichkeiten zur Frühdiagnostik neurodegenerativer Erkrankungen, zu denen auch der Alzheimer gehört, haben bisher dazu geführt, dass das Thema Alzheimer nicht die öffentliche Aufmerksamkeit erfahren hat, die eigentlich notwendig ist.
Dies wird sich nun hoffentlich bald ändern. Amerika macht es vor.
Besagte neue Medikamente können das Fortschreiten der Krankheit erstmals verlangsamen. Mit einem Haken. Damit diese Medikamente wirken, müssen sie im Frühstadium der Krankheit verabreicht werden.
Es ist also unbedingt erforderlich die Diagnose Alzheimer so früh wie möglich stellen zu können. Bis heute wird die Hälfte aller Alzheimer-Patienten erst in einem mittelschweren bis schweren Krankheitsstadium diagnostiziert.
Was müssen Gesundheitssysteme nun tun, damit die Innovationen auch dorthin gelangen, wo sie am dringendsten gebraucht werden?
Das Wichtigste ist die Information und Sensibilisierung aller Beteiligten für das Thema Alzheimer. Medizinische Fortschritte und therapeutische Möglichkeiten müssen kommuniziert werden.
Aktuell sind mehr als 50 Medikamente für Alzheimer in verschiedenen Stadien der behördlichen Zulassung oder in klinischen Studien, aber weniger als jeder vierte Hausarzt und Neurologe gibt an, mit den Entwicklungen vertraut zu sein.
Neben der allgemeinen Information zum Thema, muss das Thema Alzheimer in der Gesellschaft dringend enttabuisiert werden.
Es muss allgemein bekannt sein, wie wichtig frühzeitige Vorsorgeuntersuchungen und präventive Maßnahmen sind. Weil man eben nur dann etwas tun kann.
Es gibt mittlerweile Screening-Möglichkeiten, wie beispielsweise KI-Software, die MRT-Aufnahmen des Gehirns vermisst und die helfen kann, Alzheimer so früh wie möglich zu erkennen.
Viele Studien haben außerdem bereits nachgewiesen, wie sehr Faktoren wie Lebensweise, Ernährung, Schlaf, Bewegung, Stress, intellektuelle Aktivität etc. die Kognition beeinflussen.
Die meisten Menschen sind sich nicht bewusst, welche Risikofaktoren veränderbar sind und welche Vorteile eine frühzeitige Erkennung und neue medikamentöse Therapien haben.
Es ist wichtig, dass die Kassen und Gesundheitssysteme zeitnah entsprechende Vorsorgeuntersuchungen in großem Umfang anbieten. Aktuell ist das Screening meist noch eine reine Selbstzahlerleistung und wird dadurch nicht bevölkerungsweit und flächendeckend angeboten. Je mehr lebensverlängernde Medikamente jedoch auf den Markt kommen werden, umso höher wird die Nachfrage nach Früherkennung sein.
Ärzte werden Patientenströme kanalisieren und schnell und effizient zwischen gesunden Patienten und Patienten, bei denen eine weitere Diagnostik erforderlich ist, unterscheiden müssen.
Wir brauchen Gesundheitssysteme, die den Durchbruch im Bereich Früherkennung und Behandlung von Alzheimer vorantreiben und einen proaktiven Ansatz für die kognitive Gesundheit verfolgen.
Es gibt noch viel zu tun! Jetzt.
Weiterführender Beitrag: 3 Things Health Systems Must Do Today to Prepare for New Alzheimer's Treatments