11.01.2024
Das Hippocampusvolumen: mehr als ein Indikator für Alzheimer
In einer kürzlich in Neurology veröffentlichten Studie mit dem Titel “Association of Pathologic and Volumetric Biomarker Changes With Cognitive Decline in Clinically Normal Adults” haben Forscher der Harvard Aging Brain Study neue Erkenntnisse darüber geliefert, wie Veränderungen im Gehirn und der kognitive Abbau bei älteren Erwachsenen zusammenhängen.
Das Rätsel des alternden Gehirns
Der Hippocampus ist eine Struktur des Gehirns, die mit dem Gedächtnis assoziiert ist und die im Alter schrumpft bzw. atrophiert. Bisher wurde diese Atrophie vorwiegend mit Gedächtnisverlust, oft auch Alzheimer in Verbindung gebracht.
Bisher war es schwierig, die genaue Ursache dieser Hirnvolumenabnahme sowie des damit verbundenen kognitiven Abbaus zu bestimmen, da insbesondere bei Erkrankungen wie Alzheimer zusätzliche Faktoren wie β-Amyloid (Aβ)-Plaques und Tau-Fibrillen eine Rolle spielen.
Eine Studie über 10 Jahre
In einer Studie untersuchten Forscher 283 ältere Erwachsene, die anfangs keine Anzeichen von Demenz oder kognitiver Beeinträchtigung zeigten. Über 10 Jahre hinweg unterzogen sich die Teilnehmer verschiedenen bildgebenden Verfahren, einschließlich MRT zur Messung des Hippocampusvolumens (HV), PET-Scans zur Erkennung von Aβ und Tau sowie begleitenden kognitiven Tests.
Die Rolle des Hippocampusvolumens
Die Ergebnisse der Studie sind faszinierend: Während 27% der Teilnehmer hohe Aβ-Werte aufwiesen, war die Rate der Hippocampusatrophie unabhängig vom kognitiven Abbau.
Diese Erkenntnis ist bedeutend, da sie darauf hinweist, dass auch andere Faktoren, neben der Alzheimer-Pathologie, zum Gedächtnisverlust und kognitivem Abbau bei älteren Erwachsenen beitragen könnten.
Einige dieser Faktoren sind:
- Vaskuläre Veränderungen:
Reduzierter Blutfluss oder vaskuläre Schäden im Gehirn können zur kognitiven Beeinträchtigung beitragen. Dazu gehören Mikroangiopathien, Schlaganfälle oder chronisch ischämische Veränderungen. - Neuroinflammation:
Chronische Entzündungen im Gehirn werden ebenfalls zunehmend als potenzieller Beitrag zur Neurodegeneration und zum kognitiven Abbau erkannt. - TDP-43-Pathologie:
TDP-43, ein Protein, das zuvor mit frontotemporaler Demenz und ALS in Verbindung gebracht wurde, wird nun auch bei einem Teil älterer Menschen beobachtet und trägt zum Gedächtnisverlust und kognitivem Abbau bei. - Komorbide Gesundheitszustände:
Chronische Erkrankungen wie Diabetes, Hypertonie und Fettleibigkeit können die Gehirngesundheit und kognitive Funktionen ebenfalls indirekt beeinflussen.
Zusätzliche Möglichkeiten durch die KI-gestützte Hirnvolumetrie
Die veröffentlichte Studie zeigt, dass eine Hippocampusatrophie nicht ausschließlich ein Indikator für die Alzheimer Erkrankung ist, sondern auch auf andere Pathologien, wie TDP-43 oder vaskuläre Probleme hindeuten könnte.
Diese Erkenntnis ist ein wichtiger Ansatzpunkt für die weitere Erforschung des altersbedingten kognitiven Abbaus.
Sie liefert neue Möglichkeiten für die Etablierung von Präventionsstrategien und Verbesserung von bestehenden Behandlungsansätzen.
Strukturelle MRT-Scans haben sich als wichtiges Werkzeug für die Bestimmung des Hippocampusvolumens erwiesen.
Besonders erfreulich in diesem Zusammenhang daher, dass AI-Tools, wie AIRAscore, die Bestimmung des Hirnvolumens inkl. der Bestimmung des Hippocampusvolumens, auch im Verlauf, noch einfacher machen.
Zur vollständigen Studie:
Association of Pathologic and Volumetric Biomarker Changes With Cognitive Decline in Clinically Normal Adults